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Lebensbericht Maria* (19)

Waisenkind gründet eine glückliche Familie

Ich bin das fünfte Kind in einer Familie mit sieben Kindern. Mama und Papa tranken immer viel und deshalb befand sich unsere Familie ständig in finanziellen Schwierigkeiten. Nach dem Tod meines Vaters befand sich unsere Familie in größter Armut. Meine jüngere Schwester ging auf den Markt betteln und versuchte sich so selbst zu ernähren. Aber ich schämte mich zu sehr, um mit ihr zu gehen. Stattessen blieb ich alleine und hungrig zu Hause zurück. Als ich 10 Jahre alt war, begann ich zusammen mit meinen Geschwistern die Suppenküche der Kirche „Gute Nachricht“ zu besuchen. Dort konnten wir einmal am Tag etwas feines essen und man erzählte uns interessante Geschichten aus der Bibel. Das Wichtigste für mich war aber, dass ich mich dort geliebt fühlte und wusste, dass man mich so annahm, wie ich war. In der Suppenküche hörte ich das erste Mal von Gott und glaubte Ihm, dass Er mein Leben verändern konnte. Als im Jahre 2000 das Kinderheim „Segel der Hoffnung“ eröffnet wurde, zog ich dort ein. Während all dieser Zeit versuchte meine Mutter immer wieder ein neues Leben anzufangen und verfiel dann wieder erneut dem Alkohol. Gegen Ende ihres Lebens verließ sie unser Zuhause und lebte als Obdachlose. Ich war 16 Jahre alt, als wir die Nachricht erhielten, dass man unsere Mutter tot im Stadtpark gefunden hatte. Das war eine sehr schwierige und beängstigende Zeit, voller Ungewissheit, was aus uns allen werden sollte. Ich konnte mich nur mit aller Kraft an den Glauben klammer, dass Gott alles im Griff hatte.

Nach diesen Ereignissen begann ein neues Kapitel in meinem Leben: Gott gab mir Adoptiveltern. Die erste Zeit in meiner neuen Familie war sehr herausfordernd. Ich hatte seit Jahren nicht mehr in einer Familie gelebt und wusste nicht wie sich ein Kind in einer „normalen“ Familie zu verhalten hatte. Aber meine «neuen» Papa und Mama hatten viel Verständnis für mich und taten alles, was in ihrer Macht war, um mir den Anpassungsprozess zu erleichtern. Sie halfen mir auch die Schule erfolgreich zu beenden, so dass ich in die Universität angenommen wurde. Aber vor allem lehrten sie mich zu verstehen, was es bedeutet eine Familie zu sein. Und jetzt, wo ich selbst einen Ehemann und ein Kind habe, die ich von Herzen liebe, erkenne ich erst recht, wie viel ich von meinen Pflegeeltern lernen durfte.

* Name des Kindes wurde geändert

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